1921 bis 2021: Druckerei Hemmersbach

100 Jahre Hemmersbach Druck

Wir schreiben das Jahr 1921. Entlang des heutigen Grüngürtels werden die alten Festungsmauern geschliffen. Einige Monate vorher wurde das Brückengeld, das bei der Überquerung der Rhein-Brücken fällig wurde, abgeschafft. Das erste Hochhaus, das Hansahochhaus, ist in Planung. Seit vier Jahren bekleidet nun Konrad Adenauer das Amt des Oberbürgermeisters und er ist mittendrin die Stadt umzubauen. Moderner sollte sie werden, offener für Handel und Industrie.
Das ist genau die richtige Atmosphäre, ein Unternehmen zu starten. Das dachte sich Anton Hemmersbach, gerade Anfang zwanzig. Und so gründete er an seinem 21. Geburtstag, am ersten Tag seiner Geschäftsfähigkeit, einen Papierhandel. In Köln-Ehrenfeld. Dem heutigen Firmensitz.

Start-up-Mentalität in den 1920er

Heute würde man sagen, er war ein junger Start-up-Gründer. Und diese Start-up-Mentalität behielt er bei. Nach einigen Jahren beschloss er den Handel weiterzuentwickeln. „Ist es nicht viel praktischer, das Papier auch geschnitten anzubieten?“, so seine Überlegung. Gedacht, getan! Nun konnten seine Kunden nicht nur Papier auf Rollen oder als Meterware bestellen, auf Wunsch erhielten nun Druckereien und Geschäfte zugeschnittenes Papier. Das Geschäft lief wie geschnitten Brot, pardon, geschnitten Papier. Daher fasste Anton Hemmersbach die nächste Investition ins Auge: seine eigene Druckerei. So wurde zuerst das Packpapier für Läden mit deren Logos, Werbung und Informationen bedruckt, in den weiteren Jahren folgten Handzettel, Formulare, Arbeitsberichte. Die Palette der Druckprodukte erweiterte sich von Jahr zu Jahr.

The next generation

53 Jahre leitete er sein Unternehmen, zuerst alleine, dann zusammen mit seinen Söhnen Manfred sen. und Dieter. In der Zwischenzeit regierten die Nationalsozialisten, lagen über 70 % Kölns in Schutt und Asche, wurde die Stadt wiederaufgebaut, fünf Brücken über den Rhein eröffnet, besuchte John F. Kennedy die Domstadt und der Wirtschaftsstandort mit Messe, Handel und Industrie neu belebt. Selbst in stürmischen Zeiten hielt er mit seinen Söhnen den Handel und die Druckerei am Laufen.
Im Alter von 74 Jahren verstarb Anton Hemmersbach und seine Söhne traten die alleinige Nachfolge an. Es war das Jahr 1974. In Köln eröffnete gerade das Römisch-Germanische Museum und Tausende Kölner fuhren nach Gewinn der Fußball-WM hupend über die Ringe. Schon die Jahre zuvor hatten die beiden Söhne die Druckerei geleitet und kannten das Geschäft aus dem Effeff. Zudem waren die beiden gut über die neuesten Veränderungen im Markt informiert und entwickelten ihr Geschäft weiter. So war Papierhandel in der Zwischenzeit weitestgehend aufgegeben worden. Und ein neues Druckverfahren machte dem traditionellen Buchdruck Konkurrenz.

Von Offsetdruck bis Briefversand

Der Offsetdruck wurde immer beliebter und kostengünstiger. Mit dem neuen Verfahren ließen sich Qualität und Druckgeschwindigkeit steigern. 1979 stand die erste Offset-Druckmaschine in der Druckerei. Dadurch eröffneten sich ganz neue Geschäftsfelder. Flyer, Broschüren, Mailings, Poster und Plakate konnten nun schnell und in den großen Mengen produziert werden. So kamen Manfred sen. und Dieter auf die nächste Idee: „Es wäre doch eine super Sache, wenn unsere Kunden ihre Mailings und Broschüren gar nicht erst anliefern lassen müssen, sondern diese direkt über uns verschicken. Quasi druckfrisch.“ Folgerichtig boten sie ab 1985 Lettershop-Dienstleistungen an, die seitdem den Versand für die Kunden übernehmen.

Vorreiter der Digitalisierung

Schon wenige Jahre später, im Jahr 1988, folgte der nächste Innovationsschub, die erste Digitaldruckmaschine kam zum Einsatz. Die Druckerei Hemmersbach war hier ein Vorreiter. Die Druckerei wurde digitaler, als die Mehrheit der Deutschen das Wort Digitalisierung noch gar nicht kannten. Ein Jahr später, in dem Jahr, als auch die Berliner Mauer fiel, verstarb Manfred Senior im Alter von nur 60 Jahren. Sein Sohn Manfred Hemmersbach Junior stieg in die Geschäftsführung auf, also in dem Jahr, als der 1. FC Köln unter Christoph Daum Vizemeister und ein gewisser Thomas Allofs für den FC Torschützenkönig wurde. Lang ist es her.

Familientradition verpflichtet

Drei Jahre leiteten er und sein Onkel die Geschäfte gemeinsam, als Dieter 1992 ebenfalls sehr jung verstarb. Manfred Hemmersbach Junior führte fortan fast 20 Jahre alleine die Druckerei. In der Zeit trieb er die Digitalisierung weiter voran. Bekanntlich revolutionierte 1993 der erste grafische Browser das Internet. Nun konnten Inhalte im World Wide Web dargestellt werden. Die Basis für unsere heute digitale Welt war gelegt. Manfred Jun. beobachte von Anfang an die weiteren Entwicklungen und bot schon 2004 den ersten Web-to-Print-Service. So konnten die Kunden schon sehr früh ihre Geschäftsdrucksachen über das Internet erstellen und drucken lassen.
2011 stieg sein Stiefsohn David Schoknecht in die Geschäftsführung ein. Seitdem führen sie zu zweit die Modernisierung fort. So wurde 2013 ein Onlineshop eröffnet. Auch der Sublimationsdruck wurde eingeführt. So können nun Gegenstände und ungewöhnliche Oberflächen bedruckt werden, wie z. B. Tassen, Puzzles oder Alu-Visitenkarten. Gleichzeitig werden auch die alten Verfahren nicht vergessen. Denn der Buch- und der Offsetdruck haben bis heute ihre unübertroffenen Stärken. Oft werden verschiedene Verfahren miteinander kombiniert, damit ein stimmiges und hochwertiges Druckprodukt entsteht.
Nun schreiben wir das Jahr 2021. Die Welt Digitalisierung schreitet weiter voran und viele Druckprodukte verlieren ihre „Systemrelevanz“. Die Corona-Krise stellt alles auf den Kopf und viele Branchen fürchten um ihre Existenz.

Ausblick

Wie wird es weitergehen? Und was ist das Rezept für wirtschaftliche Substanz? Können wir aus den letzten 100 Jahren etwas lernen?
Die Druckerei Hemmersbach meisterte alle gesellschaftlichen Umbrüche, indem sie auf hohe Qualität, Service, Innovationsbereitschaft, Offenheit und der Leidenschaft eines Familienunternehmens setzte. In Ihrem Sinne, unserer Kunden, die uns stets die Treue hielten. Diese Eigenschaften wurden und werden nun seit 100 Jahren immer wieder an die nächste Generation weitergegeben.

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